Manchmal braucht‘s nur ein Lied und ich bin in Tränen.

Heute war‘s dieses hier:

Weder hier noch da zuhause. Manchmal.

Mein Leben als Schweizerin mit afrikanischen Wurzeln ist beschaulich, geregelt, klar. Meine afrikanische Verwandtschaft spielt dabei ganz selten eine Rolle. Ist sie doch weit weg und nicht sehr oft präsent. Und dann, wie heute morgen, passiert etwas.

Zu beschreiben ist es schwierig. Verstehen tun‘s vielleicht jene Menschen, die ebenfalls zwei Kulturen in ihrem Herzen tragen:

Manchmal gibt‘s die Momente, da fühle ich mich weder hier noch da zuhause.

Oder anders ausgedrückt: ich habe plötzlich Heimweh. Eine unglaubliche Sehnsucht nach Afrika übermannt mich. Ich sitze tränenüberströmt da und weiss gar nicht recht, wie mir geschieht.

Das macht doch alles keinen Sinn

Ich kenne Afrika kaum. Ich war einmal da. Habe viele mir völlig unbekannte Gesichter gesehen. Wurde herzlich willkommen geheissen, warm aufgenommen. Und doch auch etwas distanziert beäugt.

Ich bin keine von ihnen.

Irgendwie. Und irgendwie aber auch schon. Das sieht man mir doch an. Die Hautfarbe verräts. Und als wir bei meinem Afrika-Besuch am Sonntag Nachmittag – nach Fufu und Gulasch – im Wohnzimmer ausgelassen getanzt haben, habe ich mich sehr afrikanisch gefühlt.

Hier bin ich zuhause

Auch wenn ich hier in der Schweiz in lachende Gesichter von Afrikanern schaue, spüre ich Heimat. Genauso, wie wenn ich in Gesichter von Nicht-Afrikanern schaue. Sei‘s in Zürich, Basel oder Berlin. Hier bin ich zuhause. Hier kenne ich mich aus. Hier lebe ich. Hier fühle ich mich wohl.

Und wenn ich tanze, merken aber auch meine Schweizer Freunde, dass ich doch nicht ganz von hier bin.

Dass ich eben auch Afrika in mir trage.

Und zwar deutlich sichtbar an meinem Temperament. Das kann ich in ihren erstaunten Gesichtern ablesen, wenn ich mich voller Begeisterung und Hingabe zu meiner Musik bewege. Funky Stuff ist da übrigens gut geeignet, um mich vom Hocker zu hauen.

Plötzlich passiert‘s

Und irgendwann in meinem gewöhnlichen Alltag, ganz urplötzlich, werde ich tief in meinem Herzen an einem Punkt berührt, der Traurigkeit auslöst. Oder Sehnsucht.

Oder was-auch-immer.

Und ich kann in den Momenten meine Freunde nicht anrufen. Oder meine Schweizer Geschwister. Also klar kann ich das. Sie würden mir liebevoll zuhören, mich zu verstehen versuchen. So gut es eben geht. Aber so ganz tief drin nachvollziehen kann das, was da in mir passiert, wohl nur jemand mit gemischten Wurzeln, vermute ich mal.

Es ist ein Moment der Einsamkeit, der weder-hier-noch-da-Zugehörigkeit. Er tut weh. Ziemlich weh.

Es dauert nicht ewig

Aber zum Glück dauert er nicht ewig an. Und dann ist er wieder vorbei und mein Leben ist wieder wie immer. Gut und schön.

See you later

Und ja, ich bin dankbar für das Geschenk, zwei Kulturen in mir zu tragen. Trotzdem weiss ich: „Bis zum nächsten Mal, liebes Heimweh. Du scheinst zu mir zu gehören.“

Kommt es Ihnen bekannt vor?

Kennen Sie das Phänomen, das ich hier beschreibe?

Ich würde mich über Ihren Kommentar oder Ihre Nachricht freuen!